Die
Hilfsorganisation „Medizin mit Herz“ (ehem. „Medizin ohne
Grenzen“) könnte bald Post von der Justiz bekommen. Nach der
erzwungenen Namensänderung des Vereins durch die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen", dem Verlust einer wichtigen Mitarbeiterin und eines immer größer werdenden Drucks durch die nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden, scheint es nun klare Indizien dafür zu geben,
dass die Organisation von Mohamed Belkaid entgegen eigener Beteuerungen radikale
Djihad-Gruppen in Syrien unterstützt, die gegen den syrischen
Diktator Assad kämpfen.
Lange Zeit blieb unklar, wohin und an wen die Hilfsgüter der Organisation in Syrien geliefert wurden. Nun scheint sich zu offenbaren, dass eine Gruppe von Männern im Norden der syrischen Provinz Idlib eine Schlüsselrolle bei der Verteilung der Spendenmittel von „Medizin mit Herz“ und anderer salafistischer Organisationen einnimmt. Das Problem: Die in Syrien operierenden Verantwortlichen pflegten in der Vergangenheit nicht nur enge Verbindungen zu deutschen Djihadisten, sondern könnten selbst al-Qaida nahen Rebellengruppen angehören.
Lange Zeit blieb unklar, wohin und an wen die Hilfsgüter der Organisation in Syrien geliefert wurden. Nun scheint sich zu offenbaren, dass eine Gruppe von Männern im Norden der syrischen Provinz Idlib eine Schlüsselrolle bei der Verteilung der Spendenmittel von „Medizin mit Herz“ und anderer salafistischer Organisationen einnimmt. Das Problem: Die in Syrien operierenden Verantwortlichen pflegten in der Vergangenheit nicht nur enge Verbindungen zu deutschen Djihadisten, sondern könnten selbst al-Qaida nahen Rebellengruppen angehören.
"Staatsschutz, BKA und Trallala"
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Mirza Tamoor B. |
Im
Spätsommer 2014 reiste der gebürtige Pakistaner Mirza Tamoor B. von
Bergisch-Gladbach nach Syrien. Sein Ziel war die nördliche Provinz
Idlib, direkt hinter der türkisch-syrischen Grenze. In seinem Gepäck: Mehrere Tausend Euro, bestimmt für den syrischen Djihad. Von der türkischen Stadt Reyhanli aus passierte er ohne große Probleme den Grenzübergang Bab al-Hawa. Die türkischen Grenzbeamten winkten ihn freundlich durch die Absperrungen. „Erdogan, möge
Allah ihm ein langes Leben schenken, unterstützt uns“, war sich Tamoor B. sicher. Irgendwo in der syrischen Grenzregion des "Dreistädteecks" - Harem, Salqin und Kafr Takharim - weit im Norden der Provinz Idlibs, traf er auf zwei Männer: Einen sympathischen jungen Deutsch-Tunesier namens Sabri Ben
Abda und einen Syrer, der sich als Mus'ab Ali vorstellte.
Ben Abda, ein
bekannter Salafist aus Köln, war auf
Wunsch von „Timur“,
wie Islamisten ihn in Deutschland nennen, nach
Syrien gekommen. Mit seinen HD-Kameras und seiner redaktionellen
Expertise für salafistische Medienplattformen, sollte Ben Abda "Timur" bei den Spenden-Verteilungen in der nördlichen Grenzregion für Propagandazwecke wirkungsvoll in Szene setzen. Abda kannte sich in Idlib bereits gut aus. 2013 war er mit anderen Islamisten der Düsseldorfer Hilfsorganisation „Helfen in Not“
nach Syrien gereist. In Harem soll er dann bei der Verschleppung
dreier deutscher Mitarbeiter von „Grünhelme e.V.“ durch syrische Extremisten beteiligt gewesen sein. Deutsche Behörden verhöhnt Ben Abda in Videos aus Syrien mit dem Satz "Der Staatsschutz, BKA und Trallala, hier kannst du gucken, was böse Muslime so in Syrien treiben."
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PR-Profi: Sabri Ben Abda |
Der Zweite im Bunde, der Syrer Ali, der von "Timur" auch mit dem Kampfnamen "Abu Ali" angesprochen wurde, trat bisher in den sozialen Netzwerken für eine Hilfsorganisation mit dem Namen „Nasaem Al Mahabba – die Gemeinde von Kafr Takharim“ auf. Wie "Timur" berichtete, stamme der Mann mit dem langen schwarzen Rauschebart aus den Bergen nördlich von Idlib. Im syrischen Bürgerkrieg habe er zwei Schwiegersöhne verloren, die im Kampf "shahid" gefallen seien.
Vermutlich half Abu Ali den beiden deutschen Salafisten nicht nur dabei Geld und Hilfsgüter in Nordsyrien unter das Volk zu bringen, sondern er bürgte wohl auch mit seiner Anwesenheit für die Sicherheit von "Timur" und Ben Abda, die sich mit ihren deutschen Pässen in den Kerngebieten radikal-islamistischer Rebellengruppen bewegten und trotz ihrer islamistischen Gesinnung potentielle Ziele für Entführungen und Anschläge darstellten. Ali begleitete "Timur" und "Bruder Sabri" stets bei ihren Touren und führte sie zu Familien meist gefallener Gotteskrieger, wobei zunächst unklar ist, welcher Partei diese angehörten.
"Wir werden sie zur Schule schicken und dann aus ihnen eine Elitetruppe machen"
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Mitte: "Timur"/Rechts: "Abu Ali" |
Ob das Geld aus Deutschland stammte, dass seine Handlanger in Köln, Siegen und Bergisch-Gladbach aus den Einbrüchen und Diebstählen in Kirchen und Schulen locker gemacht hatten? Das zumindest wirft ihm heute die Bundesanwaltschaft vor. In Syrien jedenfalls warb er bei seinen „lieben Geschwistern und Nichtmuslimen“ darum, den „Waisenkindern“ in Idlib zu spenden. Es sei ihre Pflicht, die „Ummah“ zu retten. „Auch wenn du von Hartz 4 lebst kannst du diese Familien monatlich mit 50 Euro unterstützen“. Diejenigen, die nicht spendeten, seien verdammt und würden die Folgen ihres Handelns auf die eine oder andere Weise zu spüren bekommen.
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Kind eines getöteten Djihadisten |
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Tränenreiche Inszenierung: Abu Ali und Timur |
Für das Eintreiben der deutschen Spendengelder habe man eine Hilfsorganisation gegründet. Der zynische Name: „Organisation für Frieden und Hilfe (OPH)“. Die Einträge auf der Facebook-Seite der „Organisation“ deuten darauf hin, dass die Arbeit Mitte November 2014 eingestellt wurde. Denn die meisten „Mitarbeiter“ waren wohl zu diesem Zeitpunkt bereits vom BKA festgenommen worden. Auch ihr Anführer "Timur" sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe der Bundesanwaltschaft: Dutzende Einbrüche und Diebstähle in Deutschland, Betrug, Unterstützung von terroristischen Vereinigungen wie "Ahrar al Sham" und "ISIS", sowie das Einschleusen von mindestens zwei deutschen Djihad-Kämpfern nach Syrien. „Timur wurde wegen seiner humanitären Arbeit für Syrien festgenommen.“, behaupten dagegen seine Unterstützer von „Ansarul Aseer“
Al-Qaida als Adressat?
Scheint
der Geldfluss von "Timur" an die Djihadisten in Harem und Kafr
Takharim im Novemeber 2014 also versiegt zu sein, zeigte die von Mohamed Belkaid
geleitete Organisation „Medizin mit Herz“ bisher eine große
Bereitschaft, dem Syrer "Abu Ali" und dessen Vereinsableger Hilfsgüter in erheblichen Umfang zukommen zu lassen. Fast wöchentlich
veröffentlicht Belkaid auf der Facebook-Seite des Vereins die stets auf die selbe Art und Weise gestellten Bilder mit Mus'ab Ali, der mit kleinen Kindern und Tüten
voller Lebensmittel darauf posiert. Ob Sabri Ben Abda auch für Belkaids Organisation Videos und Bilder produziert ist unklar. Zumindest machte der Inhaftierte "Timur" in einem Video klar, dass "Ali" und "Sabri" auch unabhängig von ihm in Idlib zusammenarbeiten würden. Doch ist die Verbindung von Belkaid und den beiden anderen über den Syrer "Abu Ali" ein Zufall ?
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Facebook-Seite von "Nasaem al Mahabba" |
Auffällig sind zudem die geposteten Videos und Bilder mit "Abu Ali", die für die Organisation "Medizin mit Herz" produziert wurden. Brisant ist jedoch insbesondere ein Link-Verweis ("www.facebook.com/muhammad.seif.54") auf der linken Hälfte der beiden Facebook-Seiten. Er führt auf das Profil eines jungen Mannes namens "Muhamad Hamed", der sich ebenfalls in Kafr Takharim aufhalten soll und wohl der Gründer von "Nasaem Al Mahabba" ist.
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Möglicher Kontaktmann der Belkaids: "Muhamad Hamed" |
Scharfschützengewehr in seinen Händen. Weitere Bilder zeigen, dass der Mann mit ISIS sympathisiert. Obwohl "Muhamad Hamed" syrischer Herkunft sein soll, scheint er die deutsche Sprache zu verstehen, denn unter seinen Favoriten ist auch der deutsche Radiosender "Radio Uahid" zu finden, "der für die deutschsprachige Ummah" islamistische Propaganda verbreitet. Ob der Mann womöglich mit Belkaid verwandt ist, bleibt momentan unklar.
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Satellitenbild: Syrisch-türkisches Grenzgebiet in der Provinz Idlib |
Der syrische Journalist Edward Dark (Pseudonym), der für die renommierte libanesische Zeitung „Al-Monitor“ aus der umkämpften Großstadt Aleppo berichtet, bestätigte mir, dass die Nusra Front im Grunde die gesamte Provinz Idlib kontrolliere. Alle anderen Rebellen seien entweder geflohen oder würden sich dem Diktat der Gruppe unterwerfen. Die Präsenz der Nusra-Brigaden in Städten und Dörfern rund um Kafr Takharim kann also nicht geleugnet werden. Zugleich beherrscht die nicht minder brutale Islamistengruppe Ahrar al-Sham den türkisch-syrischen Grenzübergang Bab al-Hawa.
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Rot markiert: Salqin |
Mit einem simplen Fehler haben sich die syrischen Kontaktmänner von Belkaid und Co. dann auch verraten. Denn "Muhamad Hamed" hat mehrere Bilder auf Facebook über sein Handy hochgeladen. Auf mehreren Aufnahmen wird klar gezeigt, dass sich der Kämpfer außerhalb von Kafr Takharim herumtrieb und zwar in der benachbarten Kleinstadt Salqin. Dort herrscht aber Jabhat al Nusra.
Der Verdacht erhärtet sich somit massiv, dass „Medizin mit Herz“ ihre deutschen Spender entgegen ihrer selbst propagierten Grundsätze, Menschen in Not „ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft und ihrer politischen oder religiösen Überzeugung" zu helfen, bewusst getäuscht hat.
Statt die Hilfsgüter an die über eine Million Flüchtlinge in der Türkei zu verteilen, zog es Mohamed Belkaid offenbar vor, in den von Jabhat al-Nusra dominierten Gebieten zu operieren. Es bleibt abzuwarten, ob die deutschen Behörden weiterhin dem Treiben von Mohamed Belkaid zusehen werden oder ob ein juristischer und polizeilicher Schlag unmittelbar bevorsteht.
Statt die Hilfsgüter an die über eine Million Flüchtlinge in der Türkei zu verteilen, zog es Mohamed Belkaid offenbar vor, in den von Jabhat al-Nusra dominierten Gebieten zu operieren. Es bleibt abzuwarten, ob die deutschen Behörden weiterhin dem Treiben von Mohamed Belkaid zusehen werden oder ob ein juristischer und polizeilicher Schlag unmittelbar bevorsteht.